Kurzgeschichten

Und an welchem Tag wurden sie verrückt ? (19)

Die Existenz

Die Nacht brach herein. Ich erinnere mich, wie die Wolken sich dunkel vor den Mond schoben und das Licht vertrieben. Es war Finster, eine durchaus unheimliche Nacht, die Stadt lag im Schatten, die Straßenlaternen schon lange aus.

Es gab Tage, an dennen ich gerne auf meiner Terrasse saß und einfach noch ein wenig in die Sterne schaute und den Geräuschen der Nacht lauschte, sie waren mir deutlich lieber, als die des Tagesdrubels. Hin und Wieder schliechen sich Tiere durch meinen Garten, ganz selten kam sogar mal ein Mäuschen zu mir und schaute, was ich so trieb. Eigentlich nichts, ich saß einfach nur da. Früher habe ich noch neben einer kleinen Lampe gelesen,aber irgendwie, war dieses einfache Sitzen genau das was mir gut tat. Es war kein spannendes Leben, das musste es aber auch gar nicht sein, denn ich war im Einglang, im Einglang mit mir und der Welt.

Ich merkte wie ein Igel sich langsam über den Rasen bewegte und immer wieder stehen blieb, es war ruhig, so schön ruhig. Ruhig ist übrigens das falsche Wort. Ruhig ist eher leise, der Garten war dies aber auf gar keinen Fall,es waren Grillen und Mücken zu hören,der Wind, wie er in den Blättern umhertanzte. Es war in gewissermaßen also sogar laut,angenehm laut, das schönste Laut, das ich kenne.

Es war diese eine Nacht, die mich zu dem Machte, was ich nun hier bin.

Ein kleines schwarzes Fellknäul bewegte sich mit ganz langsamen und tapsligen Schritten auf die Vogeltränke am Rand der Terrasse zu. Sie stand auf dem Boden und war, wie gesagt eigentlich für die Vögel, soll mich aber nicht stören, wenn auch mal eine Katze, Igel, Mader, Maus oder Rehkitz dabei geht. Teilen ist menschlich sagt man doch so schön.

Dieses kleine Wesen, in meinen Augen zu dem Zeitpunkt ein Baby-mietzekätzchen war einfach zu niedlich. Doch dann kam der Moment, in dem mir auffiel, dass da war keine kleine Katze, sondern etwas anderes, eine Mischung oder sowas. Als es mich ansah, lief mir der schauer über den Rücken, mein ganzer Körper zog sich zusammen und wollte Zeitgleich wegrennen, da war was in diesem Blick, das mir klarmachte, es war Böse. Nicht einfach unsympthatisch oder aggresiv, oder missgestimmt, es war aus der Dunkelheit gekommen und lebte in Ihr, wenn es nicht sogar höchstpersönlich die Finsternis war.

Mein Körper verkrampfte sich in meinem Gartenstuhl und aus meinem Beobachten wurde ein unangenehmes Starren. Das Tier trank aus der Tränke, wie eine Katze, patschte mit einer Pfote ins Wasser und ging wieder Richtung Hecke. Es drehte sich noch einmal zu mir und wirkte viel freundlicher, wieder niedlich und zutraulich, es war unheimlich. Ich kann es bei weitem nicht beschreiben, was in diesem Moment mit mir passierte, allerdings blieb ich nicht sitzen. Mein Herz wollte dort nicht mehr sein, meine Atmung fühlte sich schwer und verunsichert an, als wäre etwas schlimmes passiert, dabei war nichts, es war wieder gegangen, egal was das war, ein entlaufender Puma vielleicht, evtl. hätte ich die Polizei rufen sollen,ich wusste nicht, was zu tun war, ich wollte etwas tun,aber ich war einfach überfordert in diesem Moment.

Wie automatisch ging ich durch die große Glastür in meine Wohnküche hinein,ich schloß hinter mir ab, während ich kurz mit den Augen den Garten überflog in der Hoffnung nichts zu sehen, denn ich hätte eh nicht gewusst, was ich hätte tun sollen,wenn ich etwas gesehen hätte. Wobei das auch quatsch ist, schließlich tut man auch nichts, wenn man ein Vogel im Garten sieht,also zog ich die schweren blauen Gardinen zu. Mir endwich ein kleines erleichterndes Seuftzen bevor ich mich auf mein kleines Sofa setzte und den Fernseher angeschalten habe. Der ein oder andere wird dieses Gefühl vielleicht kennen,wenn man neugierig ist, was irgendwo passiert, es aber eigentlich gar nicht wissen möchte, wenn der Magen nervös wird und der Puls schwankt.

Ich schaute an diesem Abend nicht erneut nach, am Abend darauf saß ich auch nicht draußen, im Gegenteil, ich zog meine wundervollen blauen Gardinen schon sehr früh zu und las ein Buch.

Was dann geschah, veränderte einfach alles… .

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